Rosa Ribas: Con anuncio
Barcelona: Viceversa, 2009. 394 págs. 17,50 €.
Aus dem Spanischen von Nadya Hartmann
Mit Con anuncio (dt. Mit Ankündigung) veröffentlicht die katalanische Schriftstellerin Rosa Ribas, die seit Jahren in Deutschland lebt, ihren zweiten Roman mit der Hauptfigur Cornelia Weber-Tejedor, Tochter eines deutschen Vaters und einer galicischen Einwanderin. Die Protagonistin arbeitet als Kommissarin in Frankfurt, einer Stadt, die sie liebt und in der sie sich auskennt. Als verantwortliche Ermittlerin untersucht sie eine Serie anonymer Drohbriefe an eine Werbeagentur, die einen lukrativen Vertragsabschluss anstrebt, der das Image der Stadt aufbessern soll. Inmitten der nicht abreißenden Drohbriefserie, auf die schließlich auch Verbrechen folgen, sieht sich die Kommissarin immer tiefer in einen Fall verwickelt, der sie in die verschiedenen sozialen Milieus der deutschen Gesellschaft führt und bei dem Konfrontationen nicht ausbleiben.
Wir werden Zeuge einer Ermittlung, die nach Leichen im Keller einer Gesellschaft gräbt, die im Kern nicht das ist, was sie vorgibt zu sein. Neben dem Plot, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht, zeichnet Rosa Ribas mit viel Geschick ein komplexes Bild der oftmals feindlichen, jedoch niemals harmonischen Realität. Wenn eines in Con anuncio besondere Beachtung verdient, dann ist es das Talent der Autorin, mannigfaltige Randerscheinungen mit einer tiefschwarzen Handlung zu einem vielschichtigen Roman zusammenzufügen, der über eine bloße Beschreibung der Polizeiarbeit hinausgeht und zu grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz vordringt. Der Leser sieht nicht nur eine Parade glamouröser Figuren der Werbe- und Finanzwelt vorübermarschieren, sondern bekommt darüber hinaus einen Einblick in die komplizierten Beziehungen zwischen den Polizeibeamten, deren Zusammenarbeit nicht immer einfach ist. Rosa Ribas zeigt, wie die galicisch-deutsche Herkunft die Weltanschauung der Ermittlerin beeinflusst, deren innere Widersprüche ebenso zahlreich sind wie ihre unglücklichen Liebschaften.
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